Donnerstag, 17. Juli 2008

Gleichnis vom Opiumraucher und dem Spiegelbild des Mondes

"In einer mondhellen Nacht waren drei Opiumraucher auf der Suche nach Feuer, um ihre Zigarren anzuzünden. Sie kamen an einen Fluß. Das Mondlicht spiegelte sich in den kleinen Wellen und erschien ihnen wie Feuer. Sie schickten einen von ihnen hinunter, um ein Holzkohlenstück anzuzünden. Dieser ging ans Flußufer und hielt die Holzkohle an die kleinen Wellen. Aber die Kohle blieb kalt. Er kehrte unverrichteter Dinge zurück. Die anderen machten ihm Vorwürfe. Er hätte halt näher herangehen sollen, das Feuer sei nur ein bißchen weiter weg gewesen. Nun machte sich der zweite auf, um die Holzkohle zu entzünden. Er ging ein Stück weit in den Fluß hinein, mußte jedoch ebenfalls erfolglos zurückkehren. Der Dritte, der sich für den Klügsten hielt, ging bis zur Mitte des Flusses, aber es gab dort kein Feuer. Er mußte ebenfalls erfolglos aufgeben.

Die Natur von Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) ist wie die des täuschenden Feuers. In der Nacht der Unwissenheit suchen die Menschen, die durch das Opium der Wünsche berauscht sind, nach momentanen Vergnügungen. Die Wünsche erschaffen wirkliche Karmas (Ursachen und Wirkungen), welche die individuelle Seele an die Erdebene binden. Das sinnliche Vergnügen ist nur eine Widerspiegelung von Satchitananda, reinem Sein, Wissen und Glückseligkeit. Solange sie diese mystische Erfahrung nicht selbst gemacht haben, laufen die Menschen, die Jivas, den täuschenden Dingen der Welt hinterher und halten sie für real. Man mag vielleicht mehr wissenschaftliche Fakten über das Universum der Erscheinungen kennen und damit prahlen, mehr zu wissen als die Vorfahren. Aber das ist sinnlos. Jemand, der bis zur Mitte des Flusses geht, um die Holzkohle anzuzünden, ist genauso unwissend wie derjenige, der am Ufer bleibt und es dort versucht.

Nur der besitzt wirkliches Wissen, der nicht das Spiegelbild, sondern den Mond selbst kennt. Allein derjenige hat Wissen, der die Nutzlosigkeit der Sinnesvergnügen kennt und auch die trügerische Natur des Universums. Alles ist reines Sein, Wissen und Glückseligkeit; scheinbare Unterschiede entstehen nur aus Avidya, Unwissenheit. Ein Kenner Brahmans, des Absoluten, der die Unwissenheit überwindet, wird selbst zu Brahman."

Aus: Autobiographie von Swami Sivananda

Und hier gibt es weitere Bücher von Sivananda.


Erklärungen zu den verwendeten Sanskrit-Begriffen.

Quelle: www.yoga-vidya.de, Europas größtes Seminarhaus für Yoga, Ayurveda und Meditation.

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