Mittwoch, 20. August 2008

Ärger (5)

Zorn und gerechter Zorn

Zorn ist persönlich und normalerweise selbstsüchtig. Er entstand aus tatsächlichem oder vermeintlichem Übel, das einem zugefügt wurde. Unmut ist unpersönliches und nicht selbstsüchtiges Mißfallen über unwürdige Taten. Reiner Unmut wird nicht gefolgt von Reue und bedarf keiner Entschuldigung. Er ist auch besser beherrscht als Zorn. Zorn ist gewöhnlich ein Laster. Unmut ist oft eine Pflicht. Wir sprechen von ‘gerechtem Zorn’.

Wenn ein Mensch, der nicht selbstsüchtig ist, einen anderen korrigieren will und leichten Ärger zeigt, als eine Kraft, um ihn zu prüfen oder zu verbessern, dann wird das ‘gerechter Zorn’ oder ‘spiritueller Ärger’ genannt. Angenommen, ein Mann belästigt eine Frau und versucht, ihr Schamgefühl zu verletzen und ein Passant wird über den Kriminellen wütend, heißt dies gerechter oder edler Zorn. Das ist nicht schlecht. Nur wenn der Zorn eine Ausgeburt der Gier ist, von selbstsüchtigen Motiven, ist er schlecht. Manchmal muß ein spiritueller Lehrer nach außen hin etwas Ärger zeigen, um seine Schüler zu korrigieren. Das ist nichts Schlechtes. Er muß es tun. Aber er muß innerlich kühl bleiben und nur nach außen hin heiß und antriebsstark sein. Er darf dem Zorn nicht erlauben, tief und für lange Zeit in seinem Antahkarana (Geist) Wurzel zu fassen. Er sollte im nächsten Moment vergehen, wie eine Welle im Meer verschwindet.

Der Zorn eines guten Menschen dauert eine Sekunde, der eines mittelmäßigen Menschen drei Stunden, der eines niedrigen Menschen einen und eine Nacht und der eines großen Sünders bis zu seinem Tod.

Aus: Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda

Und hier gibt es weitere Bücher von Sivananda.

Erklärungen zu den verwendeten Sanskrit-Begriffen.

Quelle: www.yoga-vidya.de, Europas größtes Seminarhaus für Yoga, Ayurveda und Meditation.

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