Dienstag, 12. August 2008

Ahimsa (6)

Stufenweises Üben von Ahimsa

Wenn Gedanken der Rache und des Hasses aufkommen, versuche zunächst den physischen Körper und Deine Sprache zu beherrschen. Sprich keine bösen und harten Worte. Tadle nicht. Versuche nicht, andere zu verletzen. Wenn Du dies in einigen Monaten Übung erreicht hast, werden Rachegedanken von selbst absterben, da sie außen kein Betätigungsfeld finden. Es ist überaus schwierig, solche Gedanken sofort bei ihrem Entstehen zu kontrollieren, ohne zuerst Körper und Sprache zu kontrollieren.

Beherrsche zuerst Deinen physischen Körper. Wenn man Dich schlägt, bleib ruhig. Unterdrücke Deine Gefühle. Folge den Anweisungen von Jesus Christus in seiner Bergpredigt. Jesus sagt: “Wenn man Dich auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere hin. Wenn man Deinen Mantel nimmt, gib auch Dein Hemd.” Das ist am Anfang sehr schwierig. Die alten Rachesamskaras “Auge um Auge, dies für das, Zahn um Zahn” und “Mit gleicher Münze zurückzahlen” werden Dich alle zur Vergeltung veranlassen. Aber Du mußt kühl abwarten. Reflektiere und meditiere. Mache Vichara (Selbstbefragung). Der Geist wird ruhig werden. Der Gegner, der sehr wütend war, wird auch ruhig werden, denn er spürt keinen Widerstand von Deiner Seite. Er wird erstaunt und erschreckt sein, denn Du bist standhaft wie ein Weiser. Nach und nach wirst Du unglaubliche Stärke erlangen. Halte Dir das Ideal vor Augen. Versuche, dahin zu gelangen, wenn Du auch am Anfang vielleicht stolperst. Habe eine klare geistige Vorstellung von Ahimsa und seinen unermeßlichen Vorteilen.

Sobald Du Deinen Körper beherrscht hast, beherrsche Deine Worte. Triff den festen Entschluß: “Von heute an werde ich zu niemandem unfreundlich sprechen”. Du versagst vielleicht hundertmal. Was macht das aus? Langsam wirst Du Kraft gewinnen. Beherrsche den Impuls zu sprechen. Übe Mauna, Schweigen. Praktiziere Kshama, Vergebung. Sage in Dir: “Er ist eine Kinderseele. Er ist unwissend. Deshalb hat er es getan. Ich vergebe ihm diesmal. Was nützt es mir, wenn ich ihn jetzt ebenso beleidige? Irren ist menschlich; vergeben ist göttlich.” Gib langsam Abhimana auf. Abhimana ist die Grundursache menschlichen Leidens.

Schließlich geh zu den Gedanken und kontrolliere den Gedanken des Verletzens. Denke auch nie daran, jemanden zu verletzen. Ein einziges Selbst wohnt in allen. Alle sind Manifestationen des einen Gottes. Wenn Du jemand anderen verletzt, verletzt Du bloß Dein eigenes Selbst. Wenn Du anderen dienst, dienst Du dem Selbst. Liebe alle. Diene allen. Hasse niemanden. Beleidige niemanden. Verletze niemanden in Gedanke, Wort oder Tat. Versuche, Dein eigenes Selbst in allen Wesen zu erkennen. Das wird für Ahimsa förderlich sein.

Aus: Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda

Und hier gibt es weitere Bücher von Sivananda.

Erklärungen zu den verwendeten Sanskrit-Begriffen.

Quelle: www.yoga-vidya.de, Europas größtes Seminarhaus für Yoga, Ayurveda und Meditation.

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