Sonntag, 23. November 2008

Eugen Drewermann auf dem Yoga Kongress - Artikel in der Lippischen Landeszeitung

Lippische Landeszeitung


(Lippische Landeszeitung vom 17.11.08)

“Sündige tapfer”



Stehende Ovationen für Eugen Drewermann im “Yoga Vidya”

Eugen Drewermann im Haus Yoga Vidya


Im Rahmen des 16. Yoga-Kongresses zum Thema “Gesundheit und Weisheit - Älter werden mit Yoga” appellierte Drewermann vor allem dafür, den Blick auf die “Ganzheit des Menschen zu legen” und für die Abkehr von einem gesellschaftlich-stereotypen Schubladendenkens im Sinne einer übermoralisierenden Instanz. Das 500-köpfige Publikum dankte dem Rhetoriker mit stehenden Ovationen und Zugaberufen. “Heilung beginnt mit einem vollkommenen Freispruch”, brachte Eugen Drewermann seine erste Prämisse beim Referat im “Yoga Vidya” zum Ausdruck. Erst durch die Loslösung sämtlicher Schuldgefühle könne die Ursache von psychischen Konflikten ausgemacht werden. “Das oberste Ziel ist es, das ,Es’ und das Über-Ich in eine situationsgerechte Synthese zu bringen”, sagte Drewermann in Anlehnung an den Psychoanalytiker Sigmund Freud. So entstünden die meisten Probleme durch ein Ungleichgewicht zwischen “Es” (Triebhafte Elemente des Unterbewusstseins) und Über-Ich (Moralische Instanz und Gegensatz zum “Es”). “Um zu helfen müssen wir den Menschen das Vertrauen schenken, nicht verurteilt zu werden”, baute der 68-Jährige sein Gedankengerüst weiter aus. Die Schaffung eines moral- und normenfreien Raumes sei besonders wichtig vor dem Hintergrund, dass “nur die Wahrheit das Individuum frei machen könne”, so Drewermann. “Es muss das basale Grundvertrauen der Vergebung entstehen. Bereits Martin Luther sagte einmal ,Sündige tapfer’”, betont der Paderborner Psychotherapeut. Schlussendlich sei es nur wichtig, wie man bei sich selbst ankomme. Dazu könne auch die Aussagekraft von “Träumen” zu Rate gezogen werden. “Ein Traum kann uns verraten, an welchen Problempunkten wir gerade halten”, erklärte Drewermann und führte weiter aus, dass die Traumbehandlung ein Heilmittel zur Bewusstseinsänderung sei. “Wir träumen sozusagen, um richtig aufzuwachen”, bemerkte Drewermann abschließend.

Keine Kommentare: